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Softwarepatente vorerst vom Tisch

6.07.2005

Da heute 648 der 680 Europaparlamentarier die Portierung des US-Patentrechts nach Europa verhindert haben, könnte man wie heise.de jubeln („EU-Parlament beerdigt Softwarepatentrichtlinie„). Anbetracht der Tatsache, dass die starke Lobby der – meist amerikanischen – Großkonzerne diese Niederlage kaum als endgültig akzeptieren wird, scheint eine neutralere Titelzeile wie die von golem.de („Softwarepatente? Abgelehnt!„) realistischer.

Zu verlockend sind die Profite, die sich gerade mit Trivialpatenten – wie etwa das auf den Fortschrittbalken – erzielen lassen. Zu verlockend ist der Ausblick, kleine Software-Schmieden durch entprechende Lizenzpolitik erst auszubluten und dann vom Markt zu fegen. Was für Trivialitäten bereits beim Europäischen Patentamt eingetragen wurden, habe ich hier bereits kurz angerissen, den kompletten Wahnsinn illustriert der Förderverein für Freie Informationelle Infrastruktur (FFII) hier.

Das EU-Parlament hat die Richtlinie abgelehnt, es ist dennoch zu befürchten, dass sie deswegen noch nicht begraben ist. Theoretisch besteht noch die Option, dass die EU-Kommission einen weiteren Vorschlag einbringt – wobei sie im Vorfeld laut heise.de angekündigt hat, dies nicht zu tun.
Durchaus zu erwarten ist jedoch, dass die Lobby weitere Schritte unternehmen wird, um doch noch irgendwie zum Ziel zu kommen, versuchen wird wenigstens einen Teilerfolg nach dieser deutlichen Niederlage zu erreichen. Die nationalen Parlamente der EU-Staaten könnten für IBM, Intel, Microsoft und Co. nun noch interessantere Adressen sein.

Trotz solcher vielleicht pessimistischer Bedenken, ist dieser Tag ein guter Tag. Für die kleinen und mittleren Software-Schmieden Europas, wie auch für die Konsumenten – denn sie hätten die Rechnung letzten Endes mitbezahlt. Freuen wird es auch den Online-Handel, denn hier gibt es besonders viele Patente, die bei Umsetzung der Software-Patentrichtlinie sicherlich vielen kleineren und mittleren Webshops das Genick gebrochen hätten.

Strafmaß: Entfernung der Augen.

5.07.2005

Wir leben im Jahre 2005 und trotzdem gibt es Staaten, in denen ein Gericht eine derartige Strafe verhängen kann:

London/Wien – Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) sollen einem 28jährigen Iraner für eine Straftat, die er im Alter von 16 Jahren begangen hatte, jetzt die Augen entfernt werden. Der Oberste Gerichtshof hat die Vollstreckung des Urteils angeordnet, das nun jederzeit ausgeführt werden kann.

Ganzer Artikel im Standard: http://derstandard.at/?url=/?id=2095594. Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass Mädchen im Iran ab dem neunten Lebensjahr Strafmündig sind, Jungs erst ab dem fünfzehnten.

33% aller Deutschen, das sind sieben Millionen Männer?!

2.07.2005

Wir sitzen gerade gemütlich im Wohnzimmer und gönnen uns ein Päuschen, da liesst mir meine Freundin aus ihrer Zeitschrift („Woman“ 14/2004, S. 20) vor und ich muss sofort in mein Blog einloggen :-)

33% aller Deutschen vergnügen sich regelmäßig mit Sexsites im Internet, das sind knapp sieben Millionen Männer.

Interessanter Satz, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss und der dazu anregt, mal nachzurechnen. Denn hier wird der Mann ja – wie so oft – unterschwellig als das schwanzgesteuerte Ungeheuer präsentiert, welches im Gegensatz zur Frau nur Sex im Kopf hat.

82 Millionen Einwohner zählt die Bundesrepublik. Ein Drittel davon, das sind etwa 27 Millionen Menschen. Da wir nicht davon ausgehen dürfen, dass auf knapp 3 Sexsurferinnen nur ein Sexsurfer kommt, muss eine andere Zahl der „Woman“-Berechnung zu Grunde liegen (dann stimmt aber die Formulierung „aller Deutschen“ nicht).

Beim Statistischen Bundesamt erfahren wir, dass die Bundesrepublik knapp 43 Millionen Erwerbspersonen zählt. 43 geteilt durch 3 gibt 14,33 – berücksichtigen wir, dass es etwas mehr Frauen als Männer gibt, hätten wir unsere 7 Millionen.

Aber das ist natürlich Quark, weil nicht alle Erwerbspersonen ins Internet gehen und das Netz diesem Personenkreis nicht vorbehalten ist.

Eine Studie von TNS-Infratest besagt, dass (im Anteil an der Gesamtbevölkerung) 61% der deutschen Männer und 44% der deutschen Frauen das Internet nutzen. Streichen wir den leichten Frauenüberschuss aus der Statistik raus, haben wir als 25,32 Mio männliche und 18,26 Mio weibliche Internet-Nutzer in Deutschland. Das wären dann 8,44 Millionen männliche und 6,09 Millionen weibliche Sexsurfer – natürlich davon ausgehend, dass die „Woman“-Angaben korrekt recherchiert sind und Frauen wie Männer zu gleichen Teilen Sexsites ansteuern.

Natürlich ist das ganze immer noch Murks, weil wir nicht berücksichtigt haben, dass nicht jeder in Deutschland lebende Mensch auch die deutsche Staatsangehörigkeit hat (das sind laut Wikipedia etwa 75 von 83 Millionen). Dann hätten wir 7,63 Millionen männliche und 5,5 Millionen weibliche Sexsurferinnen. Damit haben wir uns zwar den „knapp“ 7 Millionen Männern genähert – sind aber immer noch eine gute halbe Million davon entfernt.

Aber egal… Was erwartet man von einem Beitrag, der sich „Porno statt Partner“ nennt, im Inhaltsverzeichnis unter „Porno oder Partnerin“ aufgeführt ist und auf der Titelseite mit „Die schnelle Lust im Internet“ die Leserin zum Kauf des Heftes anregen soll? Eben!

Kunst als Weckreiz

1.07.2005

Bei Mela habe ich einen Verweis auf einen sehr lesenswerten Beitrag mit dem Titel „Kunst als Weckreiz – Künstler als Plebejer Offener Strafvollzug auch für Autoren und Künstler“ gefunden. Es geht dabei um die Situation, in der sich Künstler zu „Hartz-IV“-Zeiten wiederfinden – diese kleinen Details, die in der öffentlichen Diskussion untergehen, für den einzelnen Betroffenen aber von existenzieller Bedeutung sind.

Referrer-Spam

30.06.2005

Wenn wir Blogger mehr oder weniger regelmäßig über unsere weltbewegenden Unwichtigkeiten schreiben, interessiert uns natürlich auch, woher unsere Besucher so kommen – welche Seiten auf uns verlinken. So manches Blog hat dafür eigens eine Rubrik „Last Referrers“ oder „Top Referrers“ eingeführt – wir sind ja ein eitles Völkchen und wollen unsere Besucher daran teilhaben lassen, wie beliebt unser kleines Blog ist.

Und genau hier setzt der Spammer an, der unsere Besucher auf seine Seite ziehen will, um ihnen dort das Geld aus der Tasche zu ziehen. Früher versuchten sie das mit Kommentar-Spam: sie schickten ihre Bots los um Blogs abzugrasen und dort möglichst viele Kommentare samt URL zu hinterlassen. So verlinkte ein einziges Blog dann hunderte Male auf ein Online-Casino oder Porno-Seiten, was zusätzlich bewirken sollte, dass die Seiten des Spammers ein besseres Rating bei Google erzielen.
Geplagte Blogger durften dann stundenlang Kommentare löschen – und weil das keinen Spaß macht, hat jedes halbwegs aktuelle Blog heute einen Spam-Schutz um das zu vermeiden.

Nun sind also die Referrer dran, wie ich heute in meinen Statistiken sehe. Der Bot des Spammers surft die Blogs an und übermittelt falsche Referrer-Angaben, um so die o. g. Statistiken zu fälschen. So hat heute im Laufe des Tages ein zwielichtiges Poker-Portal etwa 200 derartige gefälschte Hits generiert – mit ebensovielen leicht abweichenden URLs von der gleichen Domain. In meinem Fall vergeblich, weil ich keine öffentliche Referrer-Statistik führe… aber ich sehe andere Blogger, die sich jetzt Filter in ihre Statistiken einbauen dürfen…

Neue Verschwörungstheorien?

30.06.2005

Hin und wieder gucke ich in meinen Statistiken, wonach die Leute suchten, die auf meiner Homepage landeten. Neben Suchbegriffen, die zu meinem Blog, den Technik- und Mac-Seiten passen, finden sich auch Suchphrasen, die auf meine Hausarbeiten zeigen – ich hatte ja mal angefangen, sie online zu stellen… und müsste noch einen Stapel einpflegen ;)

So suchten meine Besucher im Juni z. B. nach „vorgezogene neuwahlen„, „sms über bluetooth„, „nationalsozialistische machtergreifung„, „rundfunkgebühr internet„, „rechtsextremismus in frankreich im gegensatz zu deutschland“ und „dyndns webcam„.

Aber was, zum Geier, suchte der Mensch, der Google mit „intel juden prozessor“ fütterte?! Brüten die Neonazis wieder neue Verschwörungstheorien aus? Kratzt es so stark am beschädigten Nationalstolz der selbsternannten Herrenmenschen, dass das Herz ihres Rechners nicht aus reichsdeutscher Produktion stammt? Oder hat der „nationale Widerstand“ nur ‚mal wieder zuviele Göbbels-Reden konsumiert?

Hmmm…. Das Intel-Logo ist in den Farben Blau und Weiss gehalten… die Flagge Israels auch. Ist das ein Hinweis? Aber was ist dann mit Bayern? Zeigt uns das die ganze Perfidie des Finanzjudentums der Ostküste? Ach nein, geht ja gar nicht… Bayern ist ja schon älter. Obwohl… Logik spielt bei Verschwörungstheorien ja keine große Rolle. Man muss sie nur überzeugend genug darstellen.

intel juden prozessor“ – über sachdienliche Hinweise zur entsprechenden Verschwörungstheorie wäre ich echt dankbar! Das heutige Fernsehprogramm ist nämlich ziemlich mau.

MIT-Umfrage

25.06.2005

Take the MIT Weblog Survey

Beim Pottblogger bin ich auf eine Umfrage des Massachussets Institute of Technology aufmerksam geworden, die sich mit dem Völkchen der Blogger befasst: klick!

Einkaufsparadies?

25.06.2005

Frage: „Haben Sie auch kleine Weizengläser?“ Antwort 1 (Getränkeabteilung, genuschelt in gebrochenem Deutsch): „Müssen da hinten schaun“. In der Geschirrabteilung sehe ich nur große Weizengläser. Antwort 2 (Dame mit Namensschild, räumt das Tschibo-Regal ein): „Ich bin von Tschibo, keine Ahnung.“ Ich suche nach einem weiteren Menschen mit „real“-Schild am Kragen. Nach einer Weile finde ich einen… Antwort 3 (genervt, weil ich ihn grad störe): „Von der Geschirrabteilung ist niemand mehr da!“

Supermarkt in seiner ganzen Ungastlichkeit 2 OK. Ich würde auch nicht gerne in diesem stets dreckigen und unordentlichen Laden arbeiten wollen (dass die Kette an anderen Standorten besser kann, weiss ich). Und einkaufen eigentlich nur, weil ich relativ nahe dran wohne. Und weil der hiesige WallMart so viel besser auch nicht ist.

*hachz* Leider sind es zum Cora (in Colmar) oder Carrefour (in Mulhouse) halt immer ca. 5o Kilometer. Einfache Fahrt. Aber so sechs Mal im Jahr machen wir das gerne.

Markisenprobleme

23.06.2005

So eine Markise ist was feines, sorgt sie doch für Schatten bei der derzeitigen Hitze. Sehr praktisch ist auch, wenn sie einen Motor hat, man sie also nicht raus- und reinkurbeln muss.

Unpraktisch ist jedoch, wenn jener Motor plötzlich spinnt (darf er nach 10 Jahren ja vielleicht auch), die Markise im halbausgefahrenen Zustand verbleibt und jeder Druck auf einen der Knöpfe der Steuerung sie im Schneckentempo ausfahren lässt. Gut, denke ich… das elektrische Schiebedach meines Autos ist mit einer Notkurbel ausgestattet… sowas wird es bei der Markise ja auch geben? Also an meiner Markise habe ich nach intensiver Suche nichts gefunden – und auf der Homepage des Herstellers gibt es natürlich auch keine Hinweise. Schließlich habe ich die Markise ja schon gekauft, gehöre also nicht mehr zur Zielgruppe der Internetpräsenz.

Natürlich passiert sowas nicht zu den üblichen Geschäftszeiten, sondern um 21h, wenn niemand mehr erreichbar ist.

Aber wenigstens bin ich bei meiner fruchtlosen Google-Suche wieder über massiven Spam der üblichen Verdächtigen gestolpert… Wer nach defekten Markisenmotoren und dergleichen sucht, in der Hoffnung dabei ein Forum o. ä. zu finden, in dem irgendjemand das Problem und die Lösung beschrieben hat, der stolpert neben diversen Markisen-Discount-Angeboten über solche für Prepaid-Telefonkarten, Tinnef-Auktionen und PC-Notdienste. Erstaunlich eigentlich, dass kein Pornoanbieter dabei war.

Ich LIEBE den Fortschritt.

Update (24.06.2005): Wie ich mir vom Händler telefonisch habe erklären lassen, gibt es tatsächlich keine Möglichkeit diese Markise manuell einzufahren. Wem der Motor also in dem Moment kaputt geht, in dem er die Markise etwa wegen eines aufkommenden Sturmes einfahren will, der hat halt einfach mal Pech gehabt.

Update2 (24.06.2005): Inzwischen war ein Handwerker da, stellte fest, dass wirklich der Motor am Ende ist und der Fehler nicht woanders liegt. Da ein Motorwechsel ganz so kurzfristig nicht möglich war, hat er die Markise nun mit „roher Gewalt“ hochgezogen und mit Gurten fixiert (es soll ja am Wochenende stürmen). Dienstag Vormittag wird sie dann repariert.

Update3 (1.07.2005): Äh, ja… vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Sache jetzt abgeschlossen ist, meine Markise seit Dienstag einen neuen Motor hat, der sie nicht nur schneller sondern auch leiser bewegt =)

Markise, gebunden.

The Land of the Free

22.06.2005

Wie tut man einem Amerikaner, der sich bei einer Hure hat erwischen lassen, richtig weh? Richtig: man beschneidet seine „Privacy“ und stellt ihn unter Angabe von Namen und Anschrift im Internet mit Foto an den Pranger und beschlagnahmt sein Heiligstes: das Auto. Hier nachzulesen und hier zu bestaunen.

Erklärtes Ziel: „wenn Sie festgenommen werden, werden die Leute es erfahren – ihre Frau, ihre Kinder, ihre Familien, ihre Nachbarn und ihre Arbeitgeber.“ So zitiert die Netzeitung den chicagoer Bürgermeister Daley. In diesem Licht betrachtet, erscheint die Anmerkung „These individuals are presumed innocent until proven guilty in a court of law“ wie der blanke Hohn.

Irgendwie fühlt man sich – mal wieder – an das Nazi-Hetzblatt „Der Stürmer“ erinnert. Dort wurden Bürger denunziert und angeprangert, die es gewagt hatten, sich nicht vom Rassenwahn anstecken zu lassen und etwa einen jüdischen Arzt oder Anwalt zu konsultieren – oder schlicht bei Juden einzukaufen.

Zweifelsohne: die Opfer des Stürmers hatten kein Verbrechen begangen, während die Freier in Chicago immerhin ein Gesetz gebrochen haben (über das zu streiten von hier aus müßig wäre). Dennoch muss man sich wundern, dass in einer modernen Demokratie zu solchen Mitteln gegriffen wird. Mitteln, die entweder an das Mittelalter oder moderne Diktaturen erinnern.

Andererseits… Todesstrafe. Angriffskriege. Guantanamo Bay. Folter von Gefangenen im Irak…

Ich glaube, ich sollte die Politik ausblenden, wenn ich an die USA denke. Denn einen Hang zum Antiamerikanismus habe ich nicht und will ihn auch nicht entwickeln.