Vor Urzeiten fing ich an Computer-Hefte zu lesen. Die „Chip“ gehörte zu jenen Heften, die ich öfter kaufte. Bis zu dem Heft, in dem die Redaktion es tatsächlich schaffte, einen Commodore C-128 gegen den damals neuen Atari ST zu testen – und der Commodore den Test gewann. Das ist irgendwie so, als würde „auto, motor und sport“ einen aufgemotzen Golf gegen einen 911er testen – und den Porsche verlieren lassen. Jahre später blätterte ich am Kiosk mal wieder in einer „Chip“ und legte sie angewidert zurück, als mir das Heft erzählen wollte, in meinem Psion 5mx würde die PDA-Version von Windows werkeln – was ebenfalls Unsinn ist: EPOC 32 war das Betriebssystem dieses genialen kleinen Taschen-Computers.
Lange bezog ich das „PC Magazin“ – ich habe eine Weile dafür geschrieben, daher verbiete ich mir hier das Heft zu bewerten. Inzwischen bin ich seit einigen Jahren „c’t“-Abonnent und gehöre zu den zufriedenen Lesern dieses Heftes – auch wenn einem gerade als regelmäßigen Leser natürlich periodische Wiederholungen von Themen auffallen, was dank des technischen Fortschritts aber wenigstens nicht langweilig wird.
Worauf will ich hinaus? Auf „SFT – Spiele, Filme, Technik“. Dieses Heft (8/2005) hat mein Schatz neulich erstanden, allerdings eher wegen der zwei Spielfilme, die in dem Heft für knapp drei Euro dabei sind. Nachdem das Heft nun ein paar Tage unbeachtet auf dem Beistelltisch im Wohnzimmer lag, habe ich mich vorhin damit auf den Balkon begeben. Klar: es steht nicht in Konkurrenz zur „c’t“ sondern ist wohl eher als eine Art „Allrounder“ gedacht. Trotzdem: die Tests sind enttäuschend.
Kapitel Digitalkameras: Zu jedem Gerät ein kurzer Text mit vielen Füllworten und wenig relevanten Fakten. Beispiel:
Robust verarbeitet und in abwechslungsreichem rot-silbernen Kleid präsentiert sich die Digimax V700. Die gerundeten Formen der Kamera ermöglichen den Transport in der Hosentasche und der überraschend große Funktionsumfang – inklusive manueller Blenden- und Zeitwahl – dürfte ambitionierte Fotographen freuen. Gut, dass Samsung trotz Kompaktbauweise ausreichend viele Bedienelemente spendiert hat. Das Schneider-Kreuznach-Objektiv liefert scharfe und detailreiche Ergebnisse, allerdings wird das Durchfahren des Zoombereichs aufgrund der zu groben Abstimmung schnell zur nervlichen Belastungsprobe.
(+) Funktionsumfang; (-) Zoom
Das ist ein netter Anreisser, für einen kompletten Bericht über ein Produkt bleibt es jedoch viel zu sehr an der Oberfläche. Die in der Vergleichstabelle gegebenen Informationen sind auch nicht wirklich ausführlich, nach welchen Kriterien die Geräte in unterschiedlichen Kategorien (Leistung, Ausstattung, Bedienung und Praxis) benotet wurden, bleibt intransparent. Am mangelnden Platz im Heft kann es nicht liegen – der wurde jedoch zum guten Teil mit halbnackten Mädels gefüllt, die einzelne Kameras halten. Nett anzusehen, aber halt wenig informativ.
Blättern wir also weiter… und landen bei den DVD-Tests. Naja… Tests… In einem Kasten werden Noten für Bild, Ton und Extras sowie für den Film selbst vergeben, im Text die Handlung grob Skizziert, etwas kommentiert und in zwei Worten auf die Extras der DVD eingegangen. Wenig Text, viele Bilder… die Augen des Lesers werden auch hier nicht übermäßig strapaziert – um sich in der Wartezeit Arzt einen Überblick zu verschaffen, wäre das ganz gut geeignet: wird man aufgerufen, hat man locker Zeit, den kompletten Artikel zu lesen, bevor die Arzthelferin ein zweites Mal Luft holt.
Die Spieletests habe ich überblättert und glaube nicht, dass mir hier Perlen der journalistischen Berichterstattung entgangen sind. Noch einmal zurückblättern… „noch irgendwas Interessantes in dem Heft?“ Ich finde die „Rückrunde“ zum „großen Webshop-Test“ aus dem vergangenen Heft. Sie besteht im Wesentlichen aus einer Tabelle, in der verschiedene Kriterien bewertet werden (und aus der nicht wirklich hervorgeht, warum ein Shop gut und der andere schlecht bewertet wird). Insbesondere in der Rubrik „Zertifikate“ fällt das auf – wer weiss, dass diese Zertifikate von TÜV und Co. nicht verschenkt oder „erteilt“ werden, der bewertet ihr Vorhandensein vielleicht anders.
Wer sich vom Hefttitel eine Entscheidungshilfe in Bezug auf die (noch nicht erhältlichen) neuen Spielekonsolen – PlayStation 3 und Xbox 360 – erwartet hatte, ist nach dem Lesen des Beitrages „Kampf der Konsolen“ auch nicht schlauer. Kurz werden die angekündigten technischen Daten angerissen und wiederholt, mit welchen Verkaufsargumenten die jeweiligen Hersteller bei den Produktpräsentationen ihre Babies angepriesen haben. Wie Sonys Ken Kutaragi bei der PS3-Pressekonferenz angezogen war, interessiert zumindest mich nichtmal am Rande. Ist es nötig zu erwähnen, dass die Nachfolger der derzeitigen Konsolen ein einer der letzten Ausgaben der „c’t“ bereits ausführlich behandelt wurden?
Mein Fazit über „SFT“ fällt insgesamt vielleicht nicht ganz so vernichtend aus, wie man es jetzt vielleicht erwarten würde, nett durchzublättern ist die Zeitschrift allemal. Es gibt sicher eine Zielgruppe für diese Form von Heften und trotz der viel zu oberflächlichen Tests: es ja immerhin liegt eine DVD bei – darauf sind vielleicht keine Blockbuster, aber wenn man das Heft nach 15 bis 30 Minuten aus der Hand legt, sind da ja noch die Filme anzusehen. Als Zuglektüre ist das Heft also vielleicht sogar ideal, wenn man sein Notebook oder einen tragbaren DVD-Player im Handgepäck dabei hat. Blöd nur, dass ich selten bis nie mit der Bahn verreise.