Beim Barte des Propheten: Ich bin beleidigt!
„Was nun, ferner Bärtiger?“ fragt Sonia Mikich in der taz und ich bin geneigt, ihren „Weckruf“ zu unterschreiben. Und wenn schon die Bissigen Liberalen dazu aufrufen, taz zu lesen, darf ich das auch tun ;-)
Im Folgenden eine Hand voll Passagen, die mir besonders gut gefallen – dennoch lege ich Euch den kompletten Artikel ans Herz.
Auf Videos wird Journalisten, Lkw-Fahrern oder Mitgliedern von Hilfsorganisationen die Kehle durchgeschnitten oder der Kopf abgeschlagen. Juden sehen sich als Kannibalen und Schweine dargestellt, westliche Frauen als dekadente Nutten. Unpolitischen Ingenieuren wird Todesangst gemacht.
Alles im Namen Gottes.
Mikich fragt richtig:
Wie fragil, wie oberflächlich müssen die religiösen Werte von Muslimen sein, wenn Karikaturen des Propheten in einer unbekannten Zeitung eines kleinen europäischen Staates einen Sturm auslösen und eine Handvoll organisierter Hetzer weltweit Abertausende auf die Straße scheuchen können.
Und stellt in dem Zusammenhang fest:
Der Film „Leben des Brian“ regte viele Christen auf und provozierte Leserbriefe, Boykottaufrufe oder Familienstreit. Aber niemand im fernen Neuseeland konstatierte eine „Stimmungsmache“ gegen das Christentum, niemand in Malta fühlte sich berufen, den Union Jack zu verbrennen.
Und weil Mohammed ja angeblich nicht bildlich dargestellt werden darf:
Ja, in der Blütezeit des Islam wurde der Prophet tatsächlich abgebildet. Zum Beispiel Mohammed, zart verschleiert, zu Pferd gen Himmel reitend – eine wunderbare persische Miniatur im Chester-Beatty-Museum in Dublin.
Was nun, ferner Bärtiger? Irische Butter boykottieren?
Ich würde auch fragen, ob in Europa die Botschaften des Iran abgefackelt werden sollen, wenn – wie erwartet – am Montag in der iranischen Presse die angekündigten Holocaust-Karikaturen erscheinen. Und auch gleich die Antwort geben: Nein. Botschaften fackelt man nicht ab. Aber Botschafter kann man ausweisen. Nein, nicht wegen Karikaturen. Aber vielleicht wegen den Atombomben, die Teheran bauen will (auch wenn das geleugnet wird und zur Ablenkung Proteste gegen Mohammed-Karikaturen lanciert werden)? Sie mögen uns ja für dekadent halten, die Kuturkämpfer gegen die Pressefreiheit. Aber wir sind nicht dumm genug, um nicht zu sehen, dass diese moslemische Gesamtvorstellung den Versuch darstellt, den Fokus der Aufmerksamkeit zu verschieben. Denn wem nutzt der neu entfachte „Kampf der Kulturen“? Mit Sicherheit nicht dem Durchschnittsbürger der islamischen Welt.