Merkwürdiges Demokratieverständnis in der SPD
Wenn schon der Spiegel über seinen Schatten springt und plötzlich mahnend feststellt:
Die Unterscheidung zwischen sturzkonservativen bis rechtsradikalen Studentenverbindungen einerseits und liberalen, weltoffenen Verbindungen andererseits könnte der SPD noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Denn nicht alle Verbindungen sind Burschenschaften. Und beileibe nicht überall wird mit Säbeln gerasselt, die Niederlage der Deutschen im Zweiten Weltkrieg beweint, gegen Ausländer gehetzt.
… dann muss etwas passiert sein. Ist es auch: Der Bundesparteitag der SPD beauftragte den Parteivorstand „die Mitgliedschaft in einer studentischen Burschenschaft oder in einem Corps grundsätzlich für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der SPD zu erklären“ – konkret draussen bleiben sollen Mitglieder von Verbindungen die in folgenden Dachverbänden Mitglied sind: Deutschen Burschenschaft, Neue Deutsche Burschenschaft, Coburger Convent und Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen.
Weil, ganz klar: das sind alles rechtsextreme Rassisten und Sexisten und die haben in der SPD nichts verloren. Warum stellt sich das Problem dann überhaupt? Denn: welchen Grund sollte ein rechtsextremer Rassist und Sexist haben, gerade in die SPD eintreten zu wollen? Würde der sich nicht eher eine Partei am rechten Rand des Spektrums suchen? So weit denken jene JuSos, die hinter der Forderung stehen, wohl nicht.
Hier klebt man wohl offenbar lieber an unreflektiert übernommenen Vorurteilen aus den „Ersti-Flyern“ der Fachschaften, in denen so manches Schauermärchen verbreitet wird und die Verbindungsstudenten eben als ständig besoffene, sexistische Rechtsradikalinskis darstellen. Zivildienstleistende und Ausländer würden diskriminiert und neben dem Info-Kasten für das „Frauen-Café“ echauffiert man sich darüber, dass die „antiquierten Männerbünde“ keine Frauen aufnehmen (geschlechtlich gemische Verbindungen oder Damen-Korporationen werden grundsätzlich eher selten wahrgenommen).
Das sich hinter solchen Forderungen verbergende Demokratieverständnis ist jedenfalls merkwürdig – so manches verdiente SPD-Mitglied könnte dadurch seine poltische Heimat verlieren.