Sommer!
Endlich! Die Nachbarn verbarrikadieren sich hinter Markisen, Autofahrer fragen sich, wie sie es früher ohne Klimaanlage beim Fahren ausgehalten haben und ich genieße die Ruhe dieser Wohngegend.
A propos Ruhe… Gestern Nacht war es ja alles andere als ruhig. Kurz vor 3h klingelt es an der Tür. An der Gegensprechanlage meldet sich ein verzweifelt klingender Mensch, er sei gerade von sechs Leuten zusammengeschlagen worden, entschuldigt sich für die Störung und fragt, ob ich bitte einen Krankenwagen rufen würde. Beim Notruf scheinen sie bereits bestens informiert – nur offenbar mit einem anderen Wissensstand: dort haben sie von einem Streit gehört, der aber wieder beigelegt sei, meint der Beamte verwundert.
Damit die Staatsmacht nicht umsonst ausfahren muss, gehe ich also mit meinem Telefon bewaffnet runter an die Tür und suche das Opfer der Prügelei. Da ist aber niemand. Erst bei näherem Suchen entdecke ich jemanden, der sich etwa 20 Meter weiter hinter einem Busch kauernd versteckt. Ich gehe hin. Da ist er, der total verstörte aber eigentlich kräftig wirkende junge Mann. In Bermuda-Shorts und Socken. Ihm läuft Blut aus der Nase, im Licht der Straßenbeleuchtung sehe ich Prellungen und Schürfungen am ganzen Oberkörper. Er bettelt mich geradezu förmlich an, ihn jetzt nicht allein zu lassen, jedes Rascheln in den Büschen macht ihm Angst. Ich versuche, ihn zu beruhigen und rufe nochmals beim Notruf an, der sich nun entschließt, doch einen Krankenwagen und Polizei zu schicken. Der Rest der Geschichte dürfte sich in den Akten befinden…